Change is possible
Seit dem Jahr 2008 besuchen wir Frauen, die auf dem Strassenstrich, in Bordellen, Massagesalons, Clubs und Privatwohnungen als Prostituierte arbeiten. Im Kanton Zürich gibt es mehr als 400 solcher Etablissements. Es arbeiten tausende von Frauen in der Prostitution – doch genaue Zahlen hat niemand.
Unser Erfahrung nach, kommen die Frauen aus unterschiedlichen Gründen (Menschenhandel, Loverboys, Notlagen usw. ) in die Schweiz um in der Prostitution zu arbeiten. Ca. 95% (nach eigenen Einschätzungen) der angetroffenen Frauen sind aus dem Ausland. Sie kommen aus tiefen sozioökonomischen Verhältnissen ohne grosse Perspektiven und Jobmöglichkeiten. Damit die eigene Familie durchkommt, nehmen die Frauen die Prostitution in Kauf, doch haben sie wirklich eine andere Wahl?
Nach unserer Erfahrung melden sich viele Frauen in der Schweiz nicht an, machen hier «Ferien». Ohne gültigen Aufenthaltsstatus und ohne Arbeitsvertrag, bekommen sie jedoch keine Wohnung. Sie beziehen kleine, schäbige Zimmer ohne Einrichtung an der Langstrasse, die 500-700 CHF pro Woche kosten. Wenn die Zimmer nicht bezahlt werden, landen sie ohne Wenn und Aber mit allem Hab und Gut auf der Strasse.
Täglich herrscht Dauerstress! Es sind endlose Arbeitszeiten. Egal ob schwanger, Schmerzen im Intimbereich oder Krankheit – es wird angeschafft damit man nicht aus dem Zimmer geworfen wird. Einige der Frauen müssen zusätzlich noch horrende «Transport bzw. Schlepperkosten» abarbeiten.
Kaum jemand spricht Deutsch. Scham, Dissoziation, Verletzungen, PTSD und Schweigen sind ihre Wegbegleiter. Kaum eine Frau wagt es gegen den Peiniger, Zuhälter oder Loverboy vorzugehen. Im Heimatland ist die Polizei oft korrupt. Somit wird auch die Polizei hier in der Schweiz nicht als Freund und Helfer angesehen.
Wie ein Anwalt seinen Anzug zur Arbeit anzieht, ziehen diese Frauen ihre «Masken» an. Sie wählen sich einen Arbeitsnamen, geben sich glücklich, laut & aufreizend - denn mit einem «lätsch» im Gesicht will sie niemand. Erst wenn die Frauen sich sicher fühlen und vertrauen haben, nehmen sie die aufgesetzte Maske runter und erzählen ehrlich von den üblen Umständen, in denen sie feststecken.