Die 22-jährige Ella war im November zu Gast in der Talksendung «Club» des Schweizer Fernsehens. Gemeinsam mit Fachpersonen aus Politik und Gesellschaft diskutierte sie über Prostitution und schilderte ihre eigenen Erlebnisse. Die ganze Sendung findest du hier.
Ella ist eine Teilnehmerin unseres Arbeitsintegrationsprogramms «Employment for Freedom». Am Morgen der Aufzeichnung der Sendung schickte uns Ella um 8.03 Uhr folgende (von uns verschriftlichte) Sprachnachricht:
«Ich war 18 Jahre alt, ich war am Ende. Kurz davor, mir das Leben zu nehmen. In einem Hinterzimmer in irgendeinem Puff hier in Zürich. Ich schrie um Hilfe, schrieb zwei Organisationen an. Eine staatlich finanzierte Organisation nahm mich in ein Schutzhaus auf. Sie konnte aber nichts für mich tun, wenn ich meinen Zuhälter nicht anzeigen würde. Ich konnte ihn aus Angst nicht anzeigen. Aber ich wusste, dass ich nicht hinnehmen werde, was da draussen Tausenden von Frauen und Mädchen wie mir passiert: Dass wir uns prostituieren müssen, kaputtgehen und niemanden interessierts. Die Mitarbeiterin dieser Organisation sagte mir, ich soll zurück nach Deutschland und eine Ausbildung machen. Sie verstand mich nicht, glaubte nicht an mich. Sie glaubte nicht, dass ich eine Stimme sein kann. Dabei wünschte ich mir so sehr, dass irgendjemand auf dieser Welt an mich glaubt. Ich ging dann zu Heartwings. Dort wurde mir ernsthaft zugehört. Die Mitarbeiterinnen von Heartwings motivierten mich, meine Träume auf der Traumwand festzuhalten. Ich schrieb viele Träume auf. Einer davon: Ich will eine Stimme sein für alle Frauen da draussen. Alle bei Heartwings haben an mich geglaubt. Ihr habt etwas in mir gesehen, was noch nicht da war. Seither sind vier Jahre vergangen. Es ist viel passiert. Heute bin ich in den ‹Club› beim Schweizer Fernsehen eingeladen. Ich werde heute eine Stimme sein – für alle Frauen, die noch nicht selbst ihre Stimme erheben können. Ich kämpfe für Veränderung. Ich bin gerade so superemotional.»
Nach der Aufzeichnung der Sendung sagte uns Ella:
«Alles fühlt sich gut und richtig an. Ich weiss: Heute habe ich die Welt ein kleines bisschen schöner gemacht. Und wisst ihr was? Ich verzeihe der Frau, die damals nicht an mich geglaubt hat.»
Übrigens, Ellas Herzensbotschaft an alle, die diese Zeilen hier lesen, ist:
«Bitte, glaub an deine Träume. Du kannst damit die Welt schöner machen. Genauso wie ich es getan habe. Gib niemals auf, bitte! Ich tus auch nicht.»